Bei den 29. Bozner Filmtagen sind am vorletzten Festivaltag am Abend des 25.4. die Preisentscheidungen gefallen. Im Wettbewerb um den Preis des Landes Südtirol entschied die Spielfilmjury für CHRIEG. Somit konnte der junge Schweizer Simon Jacquemet mit seinem ersten langen Spielfilm zum wiederholten Mal einen wichtigen Preis gewinnen, nach Preisen unter anderem in Marrakesch, beim Max-Ophüls-Festival 2015 und bei den Schweizer Filmpreisen (Bericht in unserer aktuellen Ausgabe 5/2015). Jaquemet hat seine Darsteller, die alle Laien sind, im ‹echten› Milieu und Umfeld haltlos gewordener, aber aufbegehrender Jugendlicher gefunden. Benjamin Lutzke, sein Hauptdarsteller, hat mehrere wichtige Festivalpreise erhalten; sein Kameramann Lorenz Merz bekam den Schweizer Filmpreis für Bildgestaltung.
«Beeindruckt hat uns», schreibt die aus Schauspielerin Eva Mattes, Festivalmacher Nikolaj Nikitin und Dramaturg Oliver Rauch bestehende Jury, «die unmittelbare und ökonomische Erzählweise, mit der die lieb- und lichtlose Umwelt und die starken Konflikte der Hauptfigur Matteo geschildert werden. In Simon Jaquemets Debüt kommt eine mutige und risikobereite Haltung des Regisseurs zum Ausdruck, die auf die präzise Auswahl seiner Protagonisten und ihr energiegeladenes Spiel vertraut. Die schmutzigen und rohen Bilder haben uns nicht mehr losgelassen. Die beklemmende Atmosphäre in der Stadt und in der Berglandschaft zeigen Matteos Isolation, aus der der talentierte Regisseur seine Zuschauer dennoch mit einer hoffnungsvollen Perspektive entlässt!»
Die Spielfilmjury schätzte die Qualität des Bozner Wettbewerbs diesmal als besonders hoch ein und sprach daher zwei Lobende Erwähnungen aus, und zwar für die beiden deutschen Filme HEDI SCHNEIDER STECKT FEST von Sonja Heiss, und WIR SIND JUNG, WIR SIND STARK von Burhan Qurbani.
Auch bei den Dokumentarfilmen ging der Hauptpreis in die Schweiz, an Maurizius Staerkle Drux für DIE BÖHMS – ARCHITEKTUR EINER FAMILIE, und auch in dieser Sektion gab es eine Lobende Erwähnung, nämlich für Hannes Langs episodischen und globalisierungskritischen Dokumentarfilm I WANT TO SEE THE MANAGER, ideutsch-italienisch co-produziert von Petrolio Film (Köln), Miramonte Film (Bozen) und ZDF/Arte.
Im Kurzfilmwettbewerb «No Words» wurde, aus Spanien kommend, LILA zweimal ausgezeichnet, von der Jury und vom Publikum. Carlos Lascano, der für Drehbuch, Regie, Bild und Montage verantwortlich zeichnet, verbindet in dem 9 Minuten langen Film Realaufnahmen mit Animation.
Bei den Langfilmen votierte das Publikum für Marcus H. Rosenmüllers Musikdokumentarfim HUBERT VON GOISERN – BRENNA TUAT’S SCHON LANG, der in dieen Tagen in Deutschland und Österreich im Kino gestartet ist; Spieltermine hier.
Die 29. Bozner Filmtage erreichten heuer mit rund 4.500 Kinoeintritten einen neuen Besucherrekord, trotz guten Wetters.
Mehr zum Festival und zu den begleitenden Branchenveranstaltungen in unserer kommenden Ausgabe 6/2015 ab dem 20.5.2015.